U N D E R   P E R M A N E N T   C O N S T R U C T I O N
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[01/19/2016]:

Mir sind zwei Statistiken in die Hände gefallen, die mir angesichts des heutigen Zeitalters des Postcolognalismus und der Massenpanik, die dadurch entstanden ist, etwas zum Grübeln geben. Die eine ist die Statistik über Asylanträge in Deutschland von 1990 bis 2015, die andere die des Ausländeranteils in Deutschland von 1991 bis 2014.

Wir sehen in ersterer, dass annähernd so viele Asylanträge 1992 im Zuge des Balkankonfliktes (1991 – 1995) gestellt wurden wie heute angesichts der Unruhen in Afrika und Nahost – etwa 500.000.

Legen wir nun eine Einwohnerzahl von 80 Millionen – tatsächlich sind es 80,65 Millionen, aber ich möchte den Taschenrechner nicht bemühen – in Deutschland zugrunde, sind das 0,625%. Nun sagen einige, es sind viel mehr Flüchtlinge als Asylanträge. Gut, nehmen wir 250.000 Flüchtlinge ohne Asylantrag dazu, so kommen wir auf 0,9375%. Das ist noch immer weniger als 1 Flüchtling auf 100 Einwohner in Deutschland. Ist das wirklich zu viel für uns?

Nun sprechen einige, und vor allem die BILD, von 1,1 Millionen Flüchtlingen. *seufz* Nun muss ich doch den Taschenrechner bemühen und rechne auch mit 80,65 Millionen Einwohnern in Deutschland. Ergebnis: 1,364%.

Das finde ich persönlich noch immer keine beunruhigende Zahl. Umgerechnet auf den Signal Iduna Park, in dem der BVB seine Heimspiele bestreitet und eine Kapazität von 81.359 Zuschauern aufweist, sind das bei ausverkauftem Haus knappe 1110 Zuschauer. Mmh, wenn das nun alles Hooligans wären und gebündelt in der Südtribüne stehen würden, wäre das ein berechtigter Grund zur Sorge. ABER, die meisten Flüchtlinge sind keine Hooligans, und sie treten nicht so gebündelt auf, sind über ganz Deutschland verteilt. Wenn überhaupt, dann weist dieser Vergleich einen Fehler auf, den man in Frankreich und Belgien schon begangen hat und der in Deutschland und anderswo nicht noch einmal begangen werden sollte (und dessen Produkt die Anschläge in Paris 2015 waren): Die Ghettoisierung von Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern in den Randgebieten von Großstädten.

Spitzfindige werden jetzt sagen:»Bei den jetzigen 1,1 Millionen Flüchtlingen wird es aber nicht bleiben. Diejenigen, die hier sind, werden ihre Familien und Verwandten nachholen wollen.« Okay, sehen wir uns dazu die Entwicklung des Ausländeranteils in Deutschland ab 1991 an. Dieser lag 1991 bei 7,56% und stieg bis 1996 um noch nicht einmal zwei Prozentpunkte auf 9,13%. Seitdem blieb der Anteil ausländischer Mitbürger konstant bei etwa 8,9% (mit einer Abnahme auf 7,9% im Jahre 2011). Wo ist der Ansturm der Familienangehörigen geblieben? Entweder sie kamen nicht, oder viele der Ex-Jugoslawen kehrten in ihre Heimatgegenden zurück, als sich die Verhältnisse dort wieder stabilisiert hatten. Flucht und Asyl ist kein Zuckerschlecken und daheim ist es noch immer am schönsten. Sehr viele der nun zu uns kommenden Flüchtlinge werden auch wieder Deutschland verlassen, wenn sich die Situation in ihrer Heimat beruhigt hat. Dauerhaft wird sich der Ausländeranteil vielleicht um einen Prozentpunkt erhöhen. Deutschland wäre eine arme und schwache Nation, wenn es dies nicht verkraften könnte. Es ist aber die reichste und stärkste in der gesamten EU. Ausnahmsweise gehe ich mit Angela Merkel konform, die da sagte: »Wir schaffen das.« Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage: »Wir müssen das schaffen um uns nicht komplett lächerlich zu machen!«

Zusammenfassend lässt sich hierzu köstlich der Historiker Hermann Schreiber zitieren, der 1976 schrieb [1]: »Unter den politischen Betrugsmanövern sind die am erstaunlichsten, die sich zweitausend Jahre lang immer wieder wiederholen, obwohl sie schon beim ersten Mal durchschaut worden sind. Zu ihnen gehört das Ins-Land-Rufen fremder Armeen, ein Vorgang, den zu kaschieren nie gelingen kann, und doch wird es immer wieder versucht: bestellte Invasionen, vorgebliche Invasionen, [erfundene Invasionen], künstlich erzeugte Unsicherheiten, damit ihre Urheber im trüben fischen können. Die Senonen hatten Ariovist ins Land gerufen, die Markomannen des Vannius die Jazygen, die Gallier den Soldatenkaiser Konstantin III. und so weiter bis zu jenem Dr. Seyß-Inquart, der Hitler nach Österreich rief.« Ich füge dem hinzu: Heute sind es die rechtskonservativen und rechten Flügel der CDU/CSU-Fraktion und der AfD, die sich im Zuge des Wahlkampfes einer vielleicht nicht gänzlich erfundenen aber heillos aufgebauschten Invasion von Flüchtlingen bedienen. Übersehen wird dabei geflissentlich, dass während des Balkankonfliktes in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ähnlich viele Menschen nach Deutschland kamen, die man problemlos und ohne zu murren integrieren konnte.


[1] Hermann Schreiber; »Die Vandalen - Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes« Gondrom Verlag, Bindlach 1993






[03/14/2013]:

Was ich nicht mag, sind Menschen, die wegen ihres akademischen Titels hochnäsig und herabsetzend sind. Neulich bewarb ich mich um eine Stelle, die etwas mit "piezoresistiven Materialen in der Medizintechnik" zu tun hatte - eigentlich mein Gebiet, dachte ich, habe ich doch in der Vergangenheit PZT (Pb-Zr,TiO3) und AlN (Aluminiumnitrid) in Hinblick auf ihre piezoresistiven und -aktiven Eigenschaften mittels Sol-Gel Chemie und PLD (Pulsed LASER Deposition) optimiert. Man antwortete mir, dass man meine Verbindung zu diesem Thema nicht sehen würde, da es sich dabei im Prinzip um "Dehnungssensoren in der Medizintechnik" handeln würde - Right! - und dass "Leute, die mit Ferroelektrika gearbeitet hätten, dies häufig mit Piezoelektrizität verwechseln würden". Okay, geschluckt. Mit anderen Worten: "Leute, die sich mit Ferroelektrika beschäftigt haben, wissen nicht, was ein Dehnungsmessstreifen ist". Nun ist es aber so, dass das Prinzip eines Dehnungsmessstreifens recht simpel ist. Es ist eigentlich nur eine Bestimmung einer Widerstandsänderung aufgrund einer Längenänderung, die wiederum durch eine Verformung hervorgerufen wurde, also: ΔR/R ∼ Δl/l. Und Dehnungssensoren lassen sich auch in der Küche selbst herstellen. Das obige Bild zeigt einen Dehnungssensor auf der Basis einer Wheatstone'schen Messbrücke, den ich während meines Grundstudiums in Steinfurt/Münster 1999/2000 selbst gebastelt habe. Als Trägersubstrat diente ein handelsüblicher Objektträger, wie er zum Mikroskopieren benutzt wird (Größe: 76 x 26 mm nach DIN ISO 8037-1). Die "Poor-Man-LIGA" (LIGA = LIthographie - Galvanik - Abformung, ein grundlegender Prozess in der Mikrosystemtechnik) realisierte ich damals mit Hilfe einer bedruckten Folie, positiv arbeitenden AZ-Resist, einer UV-Lampe, etwas Aceton und abschließender Kupfergalvanik in einem größeren Reagenzglas. Zum Zwecke einer einfachen Briefwaage reichte dieser Dehnungssensor völlig aus. Was meine damalige Mitbewohnerin zu dem Schlamassel in unserer Küche gesagt hat, verschweige ich hier lieber ...





[02/23/2013]:

Diese gif-Grafik mit dem etwas befremdlich wirkenden Bild basiert auf eine Flashanimation von Rob Jenkins und hat es in sich. Schauen Sie sich die Augen an und behalte Sie sie im Blick. Wenn das Bild die volle Größe hat, blicken die Augen nach links. Wieso ist der Blick beim kleinen Bild plötzlich nach rechts gerichtet? Aus einer gewissen Entfernung betrachtet sind die Pupillenränder und auch die hellen Umrisse der Iris verschwommen und schwer zu erkennen, so dass die Dunkelheit in den Ecken der Augen dominiert, die wir dann für die Iris halten.
Es ist also eine Art Metapher auf unsere heutige Schwarz-Weiß-Seherei und dafür, dass man seine Meinung bei näherer Betrachtung ändern kann - und vielleicht auch sollte? Jedenfalls sollte man sie stets überdenken. Das Hardcore-Anthroposophie-Seminar in Kassel, zu dem ich eingeladen wurde, um zu sehen, ob eine Karriere als Waldorfpädagoge für mich in Frage kommen würde, war so eine meinungsändernde Erfahrung. Ich bin immernoch ein glühender Verfechter der Waldorfpädagogik, muss aber auch einsehen, dass es ohne Reformen nicht geht - bzw., dass ich meine eigene Waldorfschulzeit in anderer Erinnerung habe. Auch die Qualität der Epochenhefte ist eine andere geworden. In meinem Physikepochenheft der 9. Klasse kommen schon Determinanten, Vektoren und Matrizen vor. Nun scheint höhere Mathematik zu Gunsten der Phänomenologie ganz aus der Physik verbannt zu sein. So geht es meiner Meinung nach nicht. Die Goetheanische Naturwissenschaftsanschauung hat ohne Zweifel ihre philosophischen Reize für einen ausgebildeten Naturwissenschaftler, aber das Fundament zu dieser Anschauung sollte aus Formeln und abstrakten Sichtweisen bestehen - dazu zählen nun einmal auch Determinaten, Vektoren, Matrizen, komplexe Wellen- und Differentialgleichungen. Und der Grundstein dazu muss wiederum in der Schule gelegt werden.
"Ein sehender Zweifler ist uns lieber als ein blinder Gläubiger", sagte man zu mir im Dezember. Der Zweifler hat genug gesehen, die Wissenschaft hat mich wieder! Anthroposoph bleibe ich jedoch. Man muss ja auch nicht in der Kirche sein, um nach christlichen Werten zu leben ... Vielleicht kommt ja irgendwann einmal die Anthroposophie-2.0 in die Schulen, ich wäre bereit dazu!





[01/01/2013] - Happy New Year!:


Das Jahr 2012 ist Geschichte! Abgehakt und abgekocht - wie dieser Broccoli!
Mittels der Magnetresonanztomographie sieht er aus wie ein Feuerwerk. Happy New Year!
Möge es nach Euren Vorstellungen sein.





[12/29/2012] - Kurt Tucholsky, Rudolf Steiner in Paris:

Rudolf Steiner Dieser Artikel von Ignaz Wrobel erschien in "Die Weltbühne" - 03.07.1924, Nr. 27, Seite 26. Ignaz Wrobel ist ein Pseudonym von Kurt Tucholsky - den ich übrigens sehr schätze. Als angehender Waldorfpädagoge finde ich ihn sehr interessant, denn Rudi sagte selbst: "Kann man etwas nicht verstehen, dann urteile man lieber gar nicht, als daß man verurteile." ;-)

Rudolf Steiner in Paris

"Abrakadabra kadibar kadabra
Palle - palle! Muff! Muff! Muff!"


Zauberer in einem Kindertheater

Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat hier einen Vortrag gehalten. Es war eine streng geschlossene Gesellschaft, man hatte mich nicht eingeladen, und so hatte ich Gelegenheit, den Ausführungen Herrn Steiners zu lauschen.
Mit Paris hatte die Veranstaltung nicht allzuviel zu tun. Sie fand im Saal einer hiesigen wissenschaftlichen Gesellschaft statt, die nur die Räume, nicht die Wissenschaftlichkeit dazu gegeben hatte, und sie war in der Hauptsache von jenem ein wenig internationalen Mischmasch verbogener Menschen besucht, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben: wenn aber eine den Geliebten nicht bekommen kann, einer gekündigt, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Philosophie umherzuschludern.
Steiner trat auf. Der erste Eindruck: Klöpfer als Tartuffe. Auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Alfred Abel ist da – aber ohne dessen schönes Auge. Im ganzen sieht Steiner aus wie ein aus den Werken Wilhelm Buschs entlaufener Jesuit: Bauernschädel, gefalteter Komödiantenmund, Augen, die sich beim Sprechen nervös schließen und nur manchmal – in ff. Dämonie – die Zuschauer ansehen. Man hatte mir gesagt, dass ganze Nationen diesem Zauber unterliegen.
Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.)
Der Prophet sprach deutsch. Nach je zehn Minuten pausierte er, und dann übersetzte Jules Sauerwein vom Matin das, was er gesagt hatte, ins Französische, übrigens ausgezeichnet.
Das Ganze war ausdrücklich als einleitender Vortrag angesagt, ich kann also verlangen, dass ich bei einigermaßen gutem Willen zum mindesten verstehe, was da vorgetragen wird. Es ergab sich, aus dem verblasenen und in mißverstandener Terminologie abgefaßten Zeug herausgeschält, dies:
Der Mensch ist imstande, durch schärfste Konzentration zu drei Stufen der Erkenntnis vorzudringen: zu der imaginären, der inspirierten und der intuitiven. Nun wäre der Spott über die menschliche Unbeholfenheit, von diesen Dingen zu Neulingen klar zu sprechen, sehr billig – ich weiß, wie schwer es ist, einem Blinden klarzumachen, was das bedeutet: violett. Und da gibt es nur ein Kriterium dafür, ob jemand die Wahrheit sagt oder schwindelt: das ist die kristallklare Selbstüberzeugtheit.
Nichts davon.
Sein Gerede wimmelte von Fehlern: ob ein Bügeleisen wirklich heiß oder nur »eingebildet heiß« sei, zeige das Leben. Das ist falsch. Schon Charcot hat herausgefunden, dass Hysterische sich am kalten Eisen »wirklich« verbrennen, und dass diese Empfindungen rein subjektiv sind. Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das »Seelisch-Geistige«, das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen. Man sagt, Herr Steiner sei Autodidakt. Als man dem sehr witzigen Professor Bonhoeffer in Berlin das einmal von einem Kollegen berichtete, sagte er: »Dann hat er einen sehr schlechten Lehrer gehabt!«
Und der Dreigegliederte redete und redete. Und Sauerwein übersetzte und übersetzte. Aber es half ihnen nichts. Dieses wolkige Zeug ist nun gar nichts für die raisonablen Franzosen, die grade in der Philosophie eine außerordentlich klare und präzise Ausdrucksweise lieben (daher sie selbst für die echten Mystiker wie Angelus Silesius nicht viel übrig haben). Neben mir saß ein alter Herr mit den vernünftigen, braunen Augen des gebildeten Franzosen: sie tränten ihm – so litt er unter der Schläfrigkeit. Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langerweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie.
Immer, wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach. Was für eine Zeit –! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler, der sommerabends zu Warnemünde, wenns regnet, im Kurhaus eine »Réunion« gibt, alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert ... und das hat Anhänger –! Wie groß muß die Sehnsucht in den Massen sein, die verlorengegangene Religion zu ersetzen! Welche Zeit!
Sein »Steinereanum« in der Schweiz haben sie ihm in Brand gesteckt, eine Tat, die durchaus widerwärtig ist. Es soll ein edler, kuppelgekrönter Bau gewesen sein, der wirkte wie aus Stein. Er war aber aus Holz und Gips, wie die ganze Lehre.
Der Redner eilte zum Schluß und schwoll mächtig an. Wenns auf der Operettenbühne laut wird, weiß man: Das Finale naht. Auch hier nahte es mit gar mächtigem Getön und einer falsch psalmodierenden Predigerstimme, die keinen Komödianten lehren konnte. Man war versucht, zu rufen: Danke – ich kaufe nichts.
Der Redner hatte geendet. Mäßiger Beifall pritschelte. Auch zu Anfang waren nur zwei Reihen Unentwegter ehrfürchtig bei seinem Nahen aufgestanden, wie vor einem Gott oder einem besiegten General. Und nur eines kann ich nicht verstehen, wenn ich die Figur dieses Menschen betrachte, der mit Hartleben herumgesoffen hat, und von dem man sagt, er habe in diesen fröhlichen Kneipnächten die Figur des »Serenissimus« erfunden :
Christian Morgenstern liebte ihn. Dieser feine, gütige, hohe und tiefe Geist liebte Rudolf Steiner. War das Weltfremdheit? Ist dennoch wirklich etwas hinter dem Gerede dieses unüberzeugten, unsereinen nicht überzeugenden, geschwollenen Predigers? Spricht das gegen Morgenstern? Für Steiner? Ich weiß es nicht.




[12/22/2012] - Die Wahrheit über Weihnachten:

x-mas
Spätestens am ersten Dezember spielen am Nordpol alle ein wenig verrückt. Wenn Sie wüssten, womit sie es da oben zu tun haben, würden Sie ihnen nicht vorwerfen, dass sie mit den Nerven völlig am Ende sind.
Zum einen nähert die sechsmonatige Nacht sich ihrem Höhepunkt, und das Fehlen zuverlässig regelmäßiger Sonnenauf- und -untergänge bringt den zirkadianischen Rhythmus der Familie Claus – Santa und Bernice (Mrs. Claus’ Vorname wird hier zum erstenmal enthüllt) – und der Elfen völlig durcheinander, obwohl sie schon seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar seit Ewigkeiten an diesem Ort leben, der einem völlig die Orientierung nimmt. Niemand weiß genau, ob es Zeit für das Frühstück oder das Abendessen ist, und ohne ein klares Tag- und Nacht-Muster zur Unterstützung vergessen einige Elfen sogar, ihre Wäsche zu wechseln, bis ihr Körpergeruch ihnen Spitznamen wie Ronny Stinkesocke oder Andy Hosenscheißer einbringt.
Zu dieser Jahreszeit fliegt auch der Schnee: Verwehungen haben sich um Santas Haus und die Werkstätten aufgeschichtet, und alle fragen sich wieder aufs Neue, ob es nicht möglich wäre, auch an einem Ort wie zum Beispiel Jamaika ein magisches Weihnachtskönigreich zu führen. (Das wäre in der Tat kein Problem, würde Mrs. Claus nicht auf eine Vielzahl von Pollen so stark allergisch reagieren; lediglich am Pol läuft sie nicht als niesende Schleimfabrik herum.)
Abgesehen von der Dunkelheit und dem arktischen Wind, der einem glatt die Haut abzieht, müssen sie bei der Spielzeugproduktion einen Zeitplan einhalten, der schlicht und einfach mörderisch ist. Die meisten Spielzeuge werden nicht von den fleißigen Elfen hergestellt, wie viele Menschen glauben. Die Elfen werden im Prinzip lediglich in der Buchhaltung und im Management eingesetzt, aber ihre Arbeit ist trotzdem anstrengend. (Die Spielzeuge werden in Sklavenarbeit von Tausenden von unter einem Zauberbann stehenden Trollen hergestellt, die Santa in steinernen Kerkern tief unter dem arktischen Eis gefangen hält. Obwohl die Trolle sonst zu nichts nutze wären und überall, wohin sie auch gingen, nur Chaos anrichten würden, ist ihre Versklavung die dunkle Seite des Weihnachtsfests, und wir sollten zu einer Zeit der Freude, Kameradschaft und des guten Willens nicht allzu lange bei ihr verweilen.)
In Anbetracht der zahlreichen Schwierigkeiten verwundert es nicht, wenn die Einwohner des Santa-Dorfes ihre Blicke vom Pol abwenden, nach Süden schauen, zum weit entfernten Hüllhorst in Deutschland, und sich neidischen Träumen hingeben, Arne Lüker zu sein. Das Wetter ist dort tatsächlich etwas besser als auf der Spitze der Welt. Der zirkadianische Rhythmus der Bewohner von Hüllhorst ist nicht ganz so von der Rolle wie der von Ronny Stinkesocke oder Andy Hosenscheißer. Man kann sogar noch im Wiehengebirge spazieren gehen – mit Winterjacke und Nepal-Wollhandschuhen, versteht sich. Wenn es nicht gerade regnet, kann man auch ohne Schirm im Wald spazieren gehen und die überall erhältlichen, frisch gerösteten Kastanien futtern. Noch wichtiger ist, dass Arne unbeschreiblich frecher, witziger und attraktiver ist als Mr. Claus – und beträchtlich weniger Schleim produziert als seine Frau.
Nur nachts wird es ein wenig kühl, denn das computergesteuerte Heizungssystem hat den eigenen Tron-Willen eines bockigen Technikwesens, der morgens die Dusche zu befallen scheint, so dass das warme Wasser nur noch hinaus "pieseln" kann. Aber Arne hat einen elektrischen Radiator – ein Souvenir aus Portugal – in seinem Zimmer, so ist auch dies kein Problem.
Des weiteren trägt zum Neid Santas und der Elfen bei, dass Arne in seinem warmen und bequemen Arbeitszimmer sitzt und magische Wortgeschenke erschafft, die viel schöner sind als selbst die besten Geschenke, die in Santas Werkstätten hergestellt werden – und man sich keine Sorgen über Rentierköttel oder einem Ausbruch der Trolle aus den Sklavenpferchen machen muss. Und jedes Jahr zu Weihnachten muss Arne keine Millionen Puppen, Spielzeugautos, Stofftiere und Puzzles produzieren, sondern lediglich vielleicht drei oder vier wundervolle Briefe wie der hier vorliegende schreiben und verschicken, mit dem er dann die besten Wünsche zum Fest und alles Gute für das neue Jahr wünscht.





[11/18/2012] - Volkstrauertag:

Salazar Netanjahu nutzt die bevorstehenden Wahlen um der palästinensischen Hamas im Gaza-Streifen und seinem israelischen Volk zu zeigen, wer der Stärkere ist; die Türkei verlangt nach deutschen PATRIOT-Systemen zur Abwehr syrischer Raketen, obwohl es ein bodengestütztes Mittelstrecken-Flugabwehrraketen-System zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen ist und sich den Vergleich mit den „Raketen gegen Spatzen schießen zu wollen“ gefallen lassen muss; in großen Teilen Afrikas streben Dschihadisten zum Teil mit brutaler Gewalt an die Macht; der amerikanische Traum ist ausgeträumt und das Land versinkt in seinem selbstgeschaufelten Grab aus kaltem Kapitalismus und blindem Calvinismus; Putin knüppelt die Opposition nieder und schwingt sich zum neuen Zar „Vlad IV.“ auf - Vlad III. (* um 1431, † Jahreswende 1476/1477) trug in Gedenken an seinen Vater, Vlad II. Dracul, den Beinamen Draculea („Der Sohn des Drachen“, was bisweilen auch als „Sohn des Teufels“ verstanden wurde); in China herrscht ein heuchlerisches und egoistisches Machtgestirn über ein armes und ausgebeutetes Volk, schickt seine Söhne und Töchter zum Wirtschaftsstudium nach Harvard und verlangt im Gleichzug kommunistischen Gleichmut, und, und, und ...

Wohin wird das alles führen? Heute ist Volkstrauertag und wir sollen in Stille und Andacht an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen denken und erinnern - doch mir wird unwohl, wenn ich an die Zukunft denke ...




[10/29/2012]:

Der folgende Artikel war als Teil meiner Lissabon-Kolumne geplant, wurde allerdings niemals gedruckt, da er damals als zu provokant angesehen wurde. Der Jogi-Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" am 27/10/2012 erinnerte mich daran. Würden all die Leute den Deutschen Bundestag ebenso kritisch sehen und beurteilen wie die Deutsche Fußballnationalmannschaft, wäre vielleicht vieles anders.

Salazar António de Oliveira Salazars brachte während seiner faschistischen, diktatorischen Herrschaft (1926 - 1974) den Portugiesen drei F´s: Fado, Fátima und Fußball.
Fado bedeutet "Schicksal" und ist eine elegant-melancholische Musik. Eine Singstimme, eine spanische Gitarre und die 12-seitige portugiesische Gitarre, mehr braucht es nicht, um in unvergleichlicher Weise von Rätseln und Leidenschaften des Lebens, von Liebe, Eifersucht, Verrat und Tod zu erzählen. Die stilistische Bandbreite reicht von kokett und sentimental bis hin zu düster und tiefgründig. Getragen wird dies alles von diesem rätselhaften und spezifisch portugiesischen Gefühl: Saudade.
Das Wort lässt sich allerdings nicht direkt übersetzen (Langenscheidt nennt z.B.: Sehnsucht, wehmütige Erinnerung). Es umfasst Weltschmerz und Wehmut nach etwas Verlorenem, etwas Unerreichbarem. Saudade empfinden z.B. Seefahrer, die zu lange unterwegs waren, Auswanderer, die sich zur Rückkehr entschließen, Daheimgebliebene, die um die Fortgegangenen trauern. Eine stetige, rückwärtsgewandte Sehnsucht nach den goldenen Zeiten portugiesischen Erfolges.
Fátima ist eine Heilige und die Schutzpatronin Portugals. Nachdem drei Hirten sie in einem Olivenbaum gesehen hatten, nutzte Salazars die Gunst der Stunde, um die tiefgläubigen Portugiesen wieder auf seine rückwärtsgewandte Politik einzuschwören. Seitdem ist Fátima überall. Hast du Kummer, bete zu Fátima; hast du eine Bitte oder bist du krank, opfere etwas an Fátima. Glaube ist ja gut und schön, aber ich denke, zu viel Glaube macht blind. Und genau dies war auch wohl der Plan Salazars´s gewesen. Er ging auf, zunächst zumindest.
psycho Das letzte Opium für das Volk war dann Fußball. Zu diesem Thema brauche ich wohl nicht viel zu erklären. Nur soviel: am letzten Sonntag, also am 9. Mai [2010], gewann Benfica frühzeitig die Fußballmeisterschaft. Als der Jubel ausbrach, saß ich gerade mit Soumja, einem Inder und neuem Postdoc in unserer kleinen Gruppe, vor einem Restaurant und aß gegrillten Tintenfisch. Plötzliche Hupkonzerte erfüllten Lissabon. Halbnackte Leiber, Benfica-Schals und -Flaggen schwenkend, hingen grölend aus offenen Autofenstern. Aus allen Himmelsrichtungen, aus allen Nebenstraßen schienen rotgeschmückte Autos zu schießen, der Lärm war atemberaubend. Aber die Freude der Menschen war ansteckend und auch ich musste bald grinsen, winkte sogar dann und wann einem vorbeibrausenden Benfica-Fan-Geschoss fröhlich hinterher.
Ich bin zwar noch kein Benfica-Fan, meine Lieblingsvereine sind Bremen, Arsenal und Liverpool, aber an diesem Abend wurde ich fast einer, angesichts der friedlich feiernden Massen. Tja, und heute, dem 11. Mai, war der Papst, oder Papa Bento, wie ihn die Portugiesen liebevoll nennen, in Lissabon. Millionen wurden trotz Finanzkrise ausgegeben, um den Praça de Comércio erstrahlen zu lassen (vor zwei Tagen habe ich ihn erstmals ohne Bauzäune gesehen, und es ist wirklich ein herrlicher Platz am Tejoufer fast gegenüber des Christo Rei auf der anderen Seite) und um die Route, die er mit seinem Papa-Mobil zurücklegen würde, auf das Feinste herzurichten. Ganz wie in einem sozialistischem Staat, wenn das Staatsoberhaupt zu Besuch in eine Stadt kommt.
Die Metro fuhr nicht an diesem Tag (wegen Bombengefahr!), auch die Fähren oder Busse standen still. Ich hatte also einen eher unfreiwillig freien Tag am Strand von Costa de Caparica. Papa Bento, ich danke dir, es war sogar sonnig und warm. Einfach herrlich!
Als ich dann abends in meinem Stammrestaurant "O Pipo" die Abendnachrichten verfolgte und all die tanzenden und ausgelassenen Menschen in "Papa Bento"-T-Shirts sah, wurde mir dann doch etwas mulmig. Da stand der Mann, der der Kirche vorstand, die in letzter Zeit immer wieder in Skandale wegen Kindesmissbrauchs verwickelt war. Und alle jubelten ihm ausgelassen zu. Wie den Spielern von Benfica, als sie noch am Morgen desselben Tages den Pokal auf dem Rathausbalkon dem Volke präsentierten.
Vielleicht war António de Oliveira Salazars doch nicht so ein dummer Mann, dachte ich, als ich mir noch ein Stück Zackenbarsch in den Mund schob.
Praça de Comércio



[07/05/2012]:

Als Ex-Waldi werde ich immer wieder gefragt, ob ich auch meinen Namen tanzen kann. Dazu nur so viel:





[05/18/2012]:


In der englischen SUN (das britische Äquivalent zur deutschen BILD) gibt es eine beliebte Rubrik, die englische Fußball-Taktiken bildlich erklärt. Hier ein Highlight dieser Rubrik vom Montag den 12. November 2007: Chelsea vs. Everton, Endstand 1:0.




[04/20/2012]:


Sigh! Was soll man da blos noch groß sagen? Am Besten man lässt die beiden Modelle für sich sprechen. Links die Beyonce-Barbie und rechts Dara und Sara vor landestypischen Gebäuden. (Ich hoffe, die Fundamentalisten sind in Dänemark geblieben ...)




[03/21/2012]
:

Eine kleine Einführung in wissenschaftlich relevante Basistextbausteine:




[03/15/2012]
:

Haben Sie sich schon einmal über die Reihenfolge der Autoren auf wissenschaftlichen Veröffentlichungen gewundert?




Lars Windhorst [01/07/2012]:

Ja, kennen Sie denn den noch? Duzfreund von Helmut Kohl, Newcomer der deutschen PC-Branche in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, und Schulabbrecher. Was ich mit ihm zu tun habe? Nun, er ging auf dieselbe Schule, die auch ich zwei Jahre besuchte, das Söderblom Gymnasium in Espelkamp, ist ein Jahr jünger als ich und meine Mutter machte die Blaupausen der Baupläne zu seinem Windhorst Center in Rahden, welches heute leer steht. Das schon damals Windhorsts Stern am Sinken war zeigt das Modell eben dieses Gebäudes aus dem Jahr 1995. Statt den geplanten fünf Stockwerken wurden es nur drei, und auf den tosenden Wasserfall, der vom obersten Stockwerk ins Erdgeschoß donnern sollte, verzichtete man mangels Masse. Vom geplanten Windhorst-Tower in Ho Chi Minh City, Vietnam, soll hier gar nicht groß die Rede sein - der Bau wurde abgebrochen. Oder das Windhorst Handy WE-H1 (Kostenpunkt: rund 300 Euro), das 2002 auf den Markt kam, und von der Fachpresse als „unauffälliger Exot“ bezeichnet wurde, und ebenso unauffällig wieder vom Markt verschwand. Man sei zu spät dran gewesen, hieß es. Die allgemeine Krise im Bereich der Telekommunikation hätte auch Windhorst zugesetzt. Doch Rückschläge hauten den jungen Mann niemals richtig um. Von seinem Image als junger Wirtschaftheld lebte er gut. Geschäftspartner bescheinigten ihm eine „hohe Suggestionskraft“. Er kann reden. Er kann überzeugen. Trotz allem.

Trotz allem? Egal, was Windhorst auch anfasste, es ging schief: Das Engagement beim Telekom-Konkurrenten Freenet endete nach einem Kursverlust von 43 Prozent, die Beteiligung an Air Berlin verkaufte er nach einem Aktiensturz von 38 Prozent. Nicht besser erging es Balda: Der Handyzulieferer, dessen Zentrale gerade einmal ein Steinwurf vom Haus meiner Eltern entfernt ist, hat seit September 2007 etwa zwei Drittel an Wert verloren. Wie hoch die Balda-Verluste sind, weiß niemand genau, Analysten sprechen von fast 260 Mio. Euro. Windhorst scheiterte mit allen seinen Unternehmen, 2004 meldete er gar private Insolvenz an. 81 Mio. Euro schuldete er am Ende seinen Gläubigern. Sie alle wurden, so entschied das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, mit 1,55 Mio. Euro abgefunden. Mehr war einfach nicht zu holen. Das fand sogar sein Insolvenzverwalter "krass".

Kursverlauf Einst hatte Windhorst PC zusammengeschraubt und Firmen wie am Fließband gegründet. In London, Hongkong, Lissabon. Moment! Lissabon? Sein Traum war der globale Konzern. Er fing an mit nichts - und endete mit nichts. Zwischenzeitlich gönnte er sich Chauffeure, Butler, private Helikopter. Ein schönes Leben, das andere unfreiwillig bezahlten. Aber Windhorst ist ein Stehaufmännchen!

An Windhorst perlt alles ab. Seine geschäftlichen Pleiten. Seine Privatinsolvenz. Die Betrugsverfahren gegen ihn. Die schlechte Presse. Er gönnt sich wieder etwas: Neider berichten von 2000 Euro teuren Schuhen, Hotelsuiten für 25.000 Euro pro Nacht und Flügen in luxuriösen Privatfliegern. Im Berliner "Borchardt", in dem auch Ex-Kanzler gerne speisen, lässt er sich bevorzugt in der Mitte des Raumes platzieren. Sehen und gesehen werden.

Zwei junge Männer - zwei unterschiedlichen Geschichten.





Dyson [01/06/2012]:

How to be different!?! James Dyson erklärt in seiner Kolumne, die über eine gewisse Periode in der britischen "Independent" erschien, wie man erfolgreich wird. Ein verbaler Tiefschlag für alle Bürofachkräfte, Bänker, BWLer und sonstigen Schlipsträgern. Nun gut, auch ich besitze einen Schlips (und nur einen!), den ich zum erstem - und bisher letztem - Male bei dem Erhalt meines Doktortitels getragen habe. Hier der Beweis!! Ansonsten finde ich, dass die Krawatte das unnützeste Kleidungsstück ist, welches es gibt. Und da komme ich noch einmal auf Dyson zurück, der da sagte: "Wenn jemand zu einem Bewerbungsgespräch mit einem Schlips auftaucht, kann er gleich wieder umkehren". Riiichtig!! Der Bursche ist ganz nach meinem Geschmack. Aber es gibt leider auch Situationen, bei denen dieser Stofffetzen nach wie vor unerlässlich ist. Gerade die Engländer scheinen stolz auf ihn zu sein. Zu einem "Smart Dress" bei einer Dinner-Party ist er unheimlich wichtig! Man verzeiht schon einmal den nicht vorhandenen Smoking, wenn man eine Krawatte trägt. Aber ohne Krawatte? Äh-ähhh - draußen bleiben!! - Vielleicht wurde ich deshalb noch nie zu einer Dinner-Party eingeladen...












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